Wofür wird Ethohydraulik benötigt?
In der wasserbaulichen Praxis werden die Bedürfnisse und Anforderungen aquatischer Organismen zumeist allenfalls peripher berücksichtigt, obgleich durch die Nutzung und den damit verbundenen Ausbau der Gewässer massiv in deren Lebensräume eingegriffen wird. In Konsequenz ist aktuell der ökologische Zustand aquatischer Lebensgemeinschaften besorgniserregend und viele Fischarten sind bereits verschollen oder stark gefährdet.
Die Gründe für die fehlende Aufmerksamkeit gegenüber den Lebensansprüchen von Krebsen, Neunaugen und Fischen sind neben der Verkennung der Bedeutung des Gewässerschutzes vor allem fehlende Kenntnisse über diese Tiere. Dies ist wiederum Ausdruck der eingeschränkten Observierbarkeit unter der Wasseroberfläche lebender Organismen, die zudem einen großen Aktionsraum haben, in dem der Mensch kaum folgen kann. Zudem wechseln die Sichtverhältnisse und Lebensbedingungen in Gewässern u. a. infolge Strömung, Trübung und Abflussschwankungen ständig und das Arbeiten im Bereich wasserbaulicher Anlagen wie Wehren und Wasserkraftwerken ist aufgrund dort herrschender Gefahren nur mit umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen für das Personal erlaubt.
Angesichts dieser vielfältigen Probleme:
- können u. a. Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen von Gewässern die Lebensgrundlagen aquatischer Organismen zerstören,
- und bestehende wasserbauliche Anlagen aquatische Organismen verletzen und töten,
- wurden bis heute keine wirksamen Fischschutz- und Fischabstiegsanlagen entwickelt,
- entsprechend die meisten bestehenden Fischaufstiegsanlagen nicht dem Stand der Technik und sind nicht oder allenfalls eingeschränkt funktionsunfähig
- werden fischökologische Monitoringuntersuchungen mit untauglichen Methoden durchgeführt, die zu wenig belastbaren Befunden führen.