Voraussetzungen für ethohydraulische Untersuchungen
- Transdisziplinäres Arbeiten Im Gegensatz zur interdisziplinären Forschung, bei der von unterschiedlichen Disziplinen nebeneinander jeweils eigene Ergebnisse erarbeitet werden, werden in der Ethohydraulik die Grundlagen und Methoden des wasserbaulichen Versuchswesens mit denen der vergleichenden Verhaltensbiologie verschnitten. Hieraus entsteht ein neues methodisches Vorgehen, das wiederum neue Dokumentations-, Auswertungs- und Interpretationswerkzeuge benötigt. Ethohydraulische Forschung gelingt nur in einer intensiven, vertrauensvollen, gleichberechtigten und möglichst harmonischen Zusammenarbeit von fachlich qualifizierten und beruflich erfahrenen Personen auf den Gebieten der jeweiligen Einzeldisziplinen.
- Berücksichtigung des Tierschutzgesetzes Ethohydraulische Tests mit Fischen unterliegen den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes sowohl in Hinblick auf die Hälterung der Probanden zu wissenschaftlichen Zwecken gem. § 11, als auch der Durchführung von Verhaltensbeobachtungen mit zehnfüßigen Krebsen, Neunaugen und Fischen gem. § 8 TierSchG (2013). Die Genehmigungen für die Durchführung entsprechender Vorhaben sind von dem Tierschutzbeauftragten des jeweiligen Antragsstellers beim vor Ort zuständigen Veterinärdezernat zu beantragen. Da ein solches Antragsverfahren mehrere Monate in Anspruch nehmen kann, muss es entsprechend frühzeitig eingeleitet werden.
- Benötigte Infrastruktur Da sich Fische nicht modellhaft verkleinern lassen, werden für aussagekräftige ethohydraulische Experimente großskalige Laborrinnen benötigt, die mindestens ein- besser beidseitig über die gesamte Länge verglast sind, so dass an jeder Stelle das Verhalten der Probanden beobachtet werden kann. Ferner sind Pumpen ausreichender Förderleistung notwendig, um im Sinne einer situativen Ähnlichkeit Strömungen und Fließgeschwindigkeiten zu erzeugen, wie sie unter Realbedingungen im Freiland herrschen. Bezüglich der Pumpen ist dafür zu sorgen, dass diese nicht wassergekühlt werden und die Temperatur des Wasserkörpers nicht das Verhalten der Probanden beeinträchtigt.
- Transparente Dokumentation Ethohydraulisches Arbeiten steht stets unter dem Vorbehalt, dass die zur Beantwortung der jeweiligen Fragestellung relevanten Verhaltensweisen objektiv und nachvollziehbar dokumentiert werden müssen. Hierbei ist gg. durch Einsatz additiver Methoden sicher zu stellen, dass die gewählte Dokumentationsmethode nicht das Verhalten der Probanden beeinträchtigt, z. B. in dem Fische vor starken hell/dunkel-Kontrasten im Versuchsstand irritiert werden.